Zentrale Ergebnisse auf einen Blick
Insgesamt zeigt die Bundeswaldinventur eine leicht positive Waldflächenentwicklung in Deutschland. Der Holzvorrat hingegen ist, nachdem er bis 2017 angestiegen war, aufgrund der Dürre und deren Folgen seit 2018 wieder auf das Niveau von 2012 zurückgefallen.
Aus Sicht des Naturschutzes und der Biodiversität zeigt die BWI auch positive Entwicklungen. Die Menge an Totholz ist um ein Drittel gegenüber der letzten Inventur gestiegen. Mit der Zunahme an alten und dicken Bäumen nehmen auch die vielen ökologisch wertvollen Mikrohabitate an diesen Bäumen zu. Außerdem sind die Wälder strukturreicher geworden. Sie haben eine größere Baumartenmischung und vermehrte Schichtung, auch die Naturnähe hat zugenommen. Die Daten zur nachwachsenden Waldgeneration bestätigen diesen Trend. Die politischen Maßnahmen zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel zeigen Wirkung.
- Kohlenstoffspeicherung & Klimabilanz: Verlust von 41,5 Mio. Tonnen Kohlenstoff seit 2017. Der Wald ist erstmals seit Jahrzehnten zur Kohlenstoffquelle geworden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit dringend erforderlicher Maßnahmen zur Anpassung und Wiederherstellung der Wälder, um ihre Rolle als Klimaschützer wieder langfristig zu stärken.
- Waldfläche: 11,5 Millionen Hektar (+15.000 Hektar seit 2012). Die Waldfläche bleibt stabil, was ein positives Zeichen für den Erhalt dieser wichtigen Ressource als Basis für seine vielfältigen Ökosystemleistungen ist, insbesondere im Kontext der Flächenversiegelung durch Siedlung und Infrastruktur in einem dicht besiedelten und stark industrialisierten Land wie der Bundesrepublik.
- Kalamitätsflächen: 2 Millionen Hektar Wald sind von Kalamitäten, also Schäden durch Naturgewalten, betroffen. Kalamitäten wie Dürre, Sturm und Borkenkäferbefall können einzelne Bäume, Baumgruppen oder ganze Bestände betreffen. Auf 34 Prozent der Kalamitätsflächen fand keine forstliche Nutzung statt, auf 20 Prozent wurden die abgestorbenen Bäume flächig genutzt. Die hohe Zahl der Kalamitätsflächen ist alarmierend und verdeutlicht die Notwendigkeit dringender Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz der Wälder gegen Schädlinge und Krankheiten.
- Holzvorrat: In unseren Wäldern sind 3,6 Milliarden Kubikmeter Holz vorrätig. Bis 2017 war der Holzvorrat auf 3,8 Milliarden Kubikmeter angestiegen. Aufgrund von Stürmen, Trockenheit sowie der darauffolgenden Kalamitäten sowie einem um 16 Prozent rückläufigen Zuwachs sank der Zuwachs auf das Niveau von 2012.
- Totholzanteil: Die Zunahme des Totholzanteils um 32 Prozent ist sowohl ein positives als auch ein negatives Zeichen. Totholz ist wichtig für die Biodiversität und bietet Lebensraum für viele Arten. Allerdings ist der Anstieg vor allem auf Klimaschäden zurückzuführen, was die Verwundbarkeit der Wälder in Bezug auf extreme Wetterereignisse verdeutlicht.
- Anteil der Laub- und Nadelbäume: 48 Prozent Laubbäume und 52 Prozent Nadelbäume. Der Anstieg des Anteils an Laubbäumen ist ermutigend, da es die Resilienz gegen das sich verändernde Klima steigert.
- Mischwälder: 79 Prozent der Wälder sind Mischwälder (+2 Prozent seit 2012). Die Zunahme des Anteils der Mischwälder ist ein positives Signal für die Biodiversität und die Resilienz der Wälder. Mischwälder bieten eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten sowie eine bessere Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel. Diese Diversität trägt dazu bei, das Risiko von großflächigen Schäden durch Klimafaktoren zu verringern.
- Durchschnittsalter der Bäume: Erhöht auf 82 Jahre (+5 Jahre seit 2012). 30 Prozent der Wälder sind älter als 100 Jahre, 20 Prozent sind älter als 120 Jahre. Die Erhöhung des Durchschnittsalters der Bäume ist ein positives Zeichen insbesondere für die Biodiversität in den Wäldern. Dennoch ist es wichtig, eine angemessene Altersstruktur zu erhalten, um die langfristige Vitalität der Wälder sicherzustellen. (Auszug PM BMEL 08.10.2024)
Die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur (BWI4) zeigen, dass die Bemühungen der Waldbesitzer und Forstleute Früchte tragen. Die Artenvielfalt in den deutschen Wäldern hat sich erhöht, die Fläche der Mischwälder ist gewachsen, und der Anteil an Totholz, welches vielen Arten als Lebensgrundlage dient, hat zugenommen.
Das Thünen-Institut hat ausgerechnet, dass die Anpassung der Wälder an den Klimawandel in den nächsten 30 Jahren einen Kapitalbedarf von über 14 Milliarden Euro verlangen wird. Diese erheblichen Kosten können von den Waldbesitzenden nicht allein geschultert werden. Bund und Länder müssen für die Waldbesitzenden für die Bewältigung dieser Generationenaufgabe Fördergelder in ausreichendem Umfang bereitstellen und mehr Mittel in den Waldumbau, die Wiederbewaldung, die Ausbildung von Fachkräften und die Forschung investieren.